Das kostbarste Weihnachtsgeschenk

Tante Mathilde war gerade zu Besuch auf dem Sternöderhof, um ihre Weihnachtsgeschenke abzuliefern. Die fünfjährige Anna hörte die Stimme ihrer Taufpatin und stürmte freudig ins Wohnzimmer, um sie zu
begrüßen. Als ihr die Tante ein paar Münzen zusteckte, strahlte sie übers ganze Gesicht, verschwand und kam umgehend mit einem vollen Sparschwein zurück.

Die Kleine fragte: »Du, Tante, mit Geld kann man doch alles kaufen, oder?« Die Tante meinte: »Na ja, vielleicht nicht alles, aber man kann sich viele Wünsche erfüllen.« Ganz aufgeregt murmelte das Kind vor sich hin: »Hoffentlich reicht das Geld.«

Die Tante war nun neugierig geworden und wollte wissen, für was das Mädchen so viel Geld brauchte.
»Mama sagt immer, dass sie mit mir spielen würde, wenn sie sich ein paar Stunden Zeit kaufen könnte. Tante, kannst du nicht in der Stadt für Mama ein paar Stunden Zeit kaufen, damit sie mehr Zeit für mich hat?«

Die Tante war gerührt und versprach, ihr Möglichstes zu tun.
Mathilde ging nachdenklich in die Küche, wo sie ihre Schwester – Annas Mutter – mit hochrotem Kopf dabei vorfand, wie sie putzte. Sobald Annas Mutter Mathilde entdeckte, beschwerte sie sich bei ihr darüber, dass sie viel Arbeit hatte und Weihnachten schon in zwei Wochen war. Außerdem erzählte sie ihr, dass sie bislang noch kein einziges Geschenk gekauft hatte 

Die Tante unterbrach ihren Redeschwall, hielt ihr das Sparschwein hin und fragte, ob sie wisse, wofür Anna das Geld sparte? Als Annas Mutter verneinte, weil sie nicht wusste, was sich ihre Tochter von dem Geld kaufen wollte, erklärte ihr Mathilde, dass Anna von diesem mühsam zusammengesparten Geld ein paar Stunden Zeit kaufen wolle, um ihre Mama auch mal für sich allein zu haben und, um mit ihr spielen zu können!

Betroffen wischte die Mutter ihre Hände an der Schürze ab und setzte sich auf einen Stuhl.
Mathilde legte ihr die Hand auf die Schultern und sagte, noch bevor sie ging: »Weißt du, wenn deine Kinder groß sind, werden sie sich nicht an deine sauberen Fenster oder deinen perfekten Garten erinnern. Doch die Zeit, die du mit ihnen verbracht hast, wird für immer unvergessen sein!«

Die Mutter stellte den Putzeimer zur Seite und ließ ihre Arbeit ruhen. Sie band ihre Schürze ab und ging gerührt und mit Tränen in den Augen ins Kinderzimmer ihrer Tochter, um mit ihr zu spielen.

Sage nicht immer:

»Wenn ich Zeit dazu habe.«

Vielleicht findest du nie Zeit dafür. Zeit hat man nicht, sondern Zeit muss man sich nehmen. 
Nimm die deshalb die Zeit, für alles, was dir am Herzen liegt!